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MESSUNG/065: Intensive landwirtschaftliche Nutzungen führen zu starken Nitratanstieg in der Diemel (VSR)


VSR-Gewässerschutz e.V. - 10. Dezember 2013

Messfahrt vom VSR-Gewässerschutz belegt: Intensive landwirtschaftliche Nutzungen bis ans Ufer führen zu einem starken Nitratanstieg in der Diemel



Eine Messfahrt an der Diemel führte der VSR-Gewässerschutz im April dieses Jahres im Rahmen seines Projektes "Nitratbelastung unserer Gewässer" durch. Schon bei früheren Weseruntersuchungen fiel dieser im Sauerland entspringende linke Nebenfluss mit seinen erhöhten Nitratwerten regelmäßig auf. Nun sollte der Ursache auf den Grund gegangen werden. Von Marsberg bis zur Mündung in die Weser in Karlshagen wurden Proben gezogen und analysiert. Mit 17,9 Milligramm pro Liter (mg/l) Nitrat stellten die Gewässerschützer in Marsberg schon eine erhöhte Nitratkonzentration fest. Bis Germete stieg der Wert auf 21,5 mg/l an. Nach dem Zufluss der Twiste mit 32,0 mg/l, dem bei der Messfahrt höchsten gemessenen Wert, kletterte die Belastung der Diemel in Warburg sprunghaft auf 24,5 mg/l an. Bis Liebenau wuchs die Nitratbelastung weiter auf 26,9 mg/l. Erst der Zufluss der Warme mit 25,0 mg/l verringerte den Anstieg, so dass in Sielen ein geringfügig niederigerer Wert von 26,4 mg/l gemessen wurde. Durch die stärker belastete Esse mit 30,5 mg/l kam es bis Trendelburg letztmalig zu einen stärkeren Anstieg. Bis Karlshafen bewegte sich die Nitratkonzentration dann auf einem hohen Niveau von 27,4 bis 27,7 mg/l. Für die untersuchte Fließstrecke entspricht dies einer Erhöhung um 54% von Marsberg bis zur Mündung.

Die Nitratbelastung der Diemel kommt durch das zusickernde Grundwasser und die zufließenden Nebenbäche, die wiederum ihre Belastung aus dem Sickerwasser des oberflächennahen Grundwassers beziehen. Ein Teil der Nährstoffe wird bei Regenfällen auch durch Erosion der anliegenden landwirtschaftlichen Nutzflächen in den Fluss gespült. Eine besonders hohe Belastung wird der Diemel aus dem Einzugsgebiet der Twiste zugeführt. Dieser aus Süden kommende Bach besitzt nicht nur die höchste Nitratkonzentration, sondern auch, da er die größte Wassermenge der Diemelnebenflüsse führt, die höchste Nitratfracht.

Das Einzugsgebiet der Diemel liegt im Grenzgebiet von Hessen und Nordrhein-Westfalen. Hierbei ist der Flächenanteil in Hessen etwa doppelt so groß wie der des nördlicher liegenden Bundeslandes. Über der Hälfte des Einzugsgebiets der Diemel wird landwirtschaftlich genutzt. Während Waldflächen vor allem an den Oberläufen der Diemel und ihrer Nebenbäche liegen, werden die Täler im Untersuchungsgebiet hauptsächlich landwirtschaftlich bewirtschaftet. In der Vergangenheit erfolgte durch technische Gewässerbaumaßnahmen eine Begradigung der Diemel und die Nutzbarmachung der Auen für die Landwirtschaft. Dies führt dazu, dass einerseits über die zusätzliche intensive landwirtschaftliche Bewirtschaftung bis ans Ufer mehr Nitrat in die Diemel eingespült werden und andererseits das Nitratabbauvermögen verringert wurde.

Die Ziele der Wasserrahmenrichtlinie werden bei der Diemel nicht eingehalten. Der von der LAWA (Länderarbeitsgemeinschaft Wasser), der beide Anliegerländer Hessen sowie Nordrhein-Westfalen angehören, für einen guten Zustand geforderte Höchstwert der Nitratbelastung von 11 mg/l wird ab Marsberg bis zur Mündung in die Weser in der Diemel stark überschritten - ab Warburg sogar um mehr als das doppelte.

Naturbelassene Ufer- oder Gewässerrandstreifen, die dem Wasserlauf begleiten und für die Gewässerentwicklung zur Verfügung stehen, fehlen auf weiten Fließstrecken der Diemel. Sie können daher nicht als Nährstoffpuffer wirken, sowie den Stickstoffeintrag und den Oberflächenabfluss aus den angrenzenden Nutzflächen mindern. So gibt es auch kaum Uferstreifen mit Büschen, Bäumen und Hochstauden. Daher ist die Gewässerstrukturgüte des Diemel merklich bis stark geschädigt. Ein guter Gesamtzustand des Gewässers kann sich aber erst einstellen, wenn die allenfalls mäßige bis gering beeinträchtigte Strukturgüte auf der gesamten Fließlänge überwiegt und dabei über die Gesamtlänge gut verteilt ist.

Der VSR-Gewässerschutz begrüßt die bereits an der Diemel durchgeführten Renaturierungsmaßnahmen. Doch diese Bereiche sind viel zu klein und stellen für die Ziele der Wasserrahmenrichtlinie im Einzugsgebiet der Diemel keine ausreichende Maßnahme dar. Daher fordert der Verein an weiteren Gewässerabschnitten Uferstreifen aus Gehölzen oder Hochstauden entstehen zu lassen. Eine weitere Verbesserungsmaßnahme würde aber auch eine extensive landwirtschaftliche Nutzung von Wiesen im Uferbereich darstellen. Auf solchen Flächen sollte keine Gülle ausgebracht und diese sollten auch nur noch einmal im Jahr gemäht werden.

Bei der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie müssen an der Diemel wie auch an den anderen Flüssen staatliche Stellen und Landwirte eng zusammenarbeiten. Ohne die Mitwirkung der Landnutzer wird die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie nicht funktionieren. Bei der Verringerung der Nitratauswaschung ins Grundwasser brauchen sie aber auch staatliche Förderung für eine Verbesserung der Landtechnik, um die Nährstoffverluste noch stärker reduzieren zu können. Für extensiv genutzte landwirtschaftlich Flächen müssen den Landwirten geeignete Austauschflächen angeboten oder eine ausreichende Entschädigung gezahlt werden. Der Erhalt einer lebenswerten Umwelt ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe." so Susanne Bareiß-Gülzow, Vorsitzende im VSR-Gewässerschutz.

Weitere Informationen über unsere Arbeit finden Sie unter
www.VSR-Gewaesserschutz.de

Unseren aktuellen Jahresbericht finden Sie unter
http://www.vsr-gewaesserschutz.de/resources/Jahresbericht+2011+2012.pdf

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Quelle:
Pressemitteilung vom 10.12.2013
VSR-Gewässerschutz e. V.
Egmondstr. 5, 47608 Geldern
Tel.: 02831/980281, Fax: 02831/976526
E-Mail: VSR-Information@VSR-Gewässerschutz.de
Internet: www.VSR-Gewässerschutz.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Dezember 2013