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ERSTAUFLAGE/674: Inhaltliche Zusammenfassung von Nr. 2678 (SB)


Michael Marcus Thurner

Das Windspiel der Oraccameo

Perry-Rhodan-Heft Nr. 2678



Vor 300.000 Jahren: In der hyperenergetisch aufgewühlten Doppelgalaxis Chalkada, in ferner Zukunft Chanda genannt, zieht sich der Krieg gegen die Kuippri, deren Schwarmzeit beginnt, in die Länge. Gemäß Anordnung von Tion Youlder, dem Obersten Herrn der Oraccameo, wohnt Kriegsminister Wörgut Gooswart an diesem Tag den Hinrichtungen, die auf gänzlich neue Art ausgeführt werden, bei. Begleitet wird er von Maran Dana Fogga. Sein wertvollster Diener, eher ein Ziehsohn und das einzig bekannte, zufällig entdeckte Exemplar seiner Art, läßt im Raum des Barmherzigen Vernichtungswerks vor Aufregung die Schaumhaare blubbern angesichts der großen künstlerischen Bedeutung der im würdigen Rahmen durchgeführten Exekutionen. Pilzähnliche Marestobaren, meist in Kontaktstrom getauchte, modrig aussehende Pilzwesen mit hell leuchtenden Fußfäden, schweben auf Antigravschalen geschäftig umher. Als der Haupthenker den Entleiber schwenkt, durchleiden die drei verurteilten Oraccameo Sekunden unsagbarer Pein, bevor sie tot zusammenbrechen. Einer der Marestobaren bohrt seine leuchtenden Fühler in die Exekutierten hinein und überprüft, ob die Lebenskraft plangemäß einem jeden entzogen und im Kollektor-Steuergerät abgespeichert wurde.

Auch Ethik-Minister Cofirazi Marturia, der den Hinrichtungen nicht beiwohnen wollte, ist in den Ordnungspalast einbestellt worden. Zusammen mit seinem Konkurrenten, dem Kriegsminister, und dessen Faktotum treten sie vor die Hochsicherheitstonne, in der sich soeben Tion Youlder die entblößten Beine von seinen Falciden, die sich zuvor beim Gerangel um die rohen Fleischbrocken blutige Beißereien geliefert haben, ablecken läßt. Der Oberste Herr, der schon 30 Attentatsversuche überlebt hat, informiert seine drei Gäste begeistert von dem Durchbruch in der Forschung. Die Bewußtseine der drei Hingerichteten bleiben durch Speicherung in einem Würfel weiterhin existent und stehen sogar miteinander in Kontakt. Youlder schwärmt von seiner Vision einer in sehr großem Rahmen durchgeführten Speicherung der Lebensenergien, um so ein mächtiges Wesen, bestehend aus dem Geistsubstrat Verstorbener, zu erzeugen. Die Suche nach Freiwilligen ist nicht vorgesehen ...

Gemäß Befehl seines kapuzentragenden Ziehvaters, dem machthungrigen Gooswart, gelingt dem hochintelligenten Maran Dana Fogga, dem vor Jahren sein Herr erst ein Ohr abschneiden lassen mußte, bevor er sich voller Begeisterung der schönen Künste wie Literatur, Schauspiel und Poesie hingeben konnte, mit seinen genialen Analysen das Interesse des Herrschers zu wecken. Viermal wird er allein zur Audienz einbestellt. Bei ihrem letzten Treffen erklärt das Geschöpf auf Anfrage wahrheitsgemäß, daß sein Halter, der Kriegsminister, ambitioniert sein Ziel verfolgt, zum Herrscher über alle Oraccameo aufzusteigen. Youlder läßt durchblicken, daß er keineswegs an Abdankung denkt und sich Gooswart gedulden müsse.

Youlder reist in seiner Hochsicherheitstonne an Bord von Gooswarts Flaggschiff ZACKENGUT mit zum Planeten Tairmino, dessen Ressourcen an hyperenergetisch geladenen Kristallen längst aufgebraucht sind. Dort leben noch 300.000 Bürger - Bodensatz, dem die Mittel fehlt, zum nächsten Minenplaneten weiterzuziehen. Der Oberste Herrscher gibt von seiner Tonne aus das Startzeichen für den Einsatz des Kollektors. Der Genozid beginnt. 94 Prozent der Bewohner fallen infolge der Entleiber-Bestrahlung tot um. Deren Bewußtseinsinhalte werden ins Steuergerät transferiert. Zu schnell überlädt der Kollektor und explodiert. Das Experiment ist gescheitert. Nicht nur Fogga vermag für einen kurzen Moment die bereits gespeicherten Bewußtseine zu fühlen.

Ethik-Minister Cofirazi Marturia nutzt zunächst geschickt den fehlgeschlagenen Versuch für seine Machtgelüste. Im geheimen stachelt er die Bewohner ganzer Planeten zu Revolten an. Seine ethisch bemäntelten Intrigen, seine Windspiele, werden leichtsinniger, und bald präsentiert er sich als Herausforderer des alten Herrschers.

Gooswart dagegen hört auf Foggas Rat und steht loyal zu Youlder. Außerdem kümmert sich der Kriegsminister um die Kuippri. Deren ausschwärmende Larvenschiffe, kugelförmige, einst von anderen Wesen gebaute Robotraumer, sind den Oraccameo-Einheiten technisch zehn zu eins überlegen. Die von ihnen befallenen Planeten werden von Oraccameo-Kriegsschiffen ohne Rücksicht auf deren Bewohner und unter hohen eigenen Verlusten vollständig vernichtet.

Fogga kann den Obersten überreden, ihm die Oberaufsicht über die Forschung am Bewußtseins-Kollektor zu übertragen. Es fällt ihm leicht, die beiden Oraccameo-Oberen Youlder und Gooswart zu manipulieren. Bis zur Projektreife vergehen viele Jahre. Dann ist es so weit. Um die Welt Axmene, deren Bewohner seit kurzem in den Weltraum vordringen, gruppieren sich deflektorgetarnte Oraccameo-Kriegsschiffe. Zwölf Lebenskraft-Kollektoren vollziehen die für die Probanden überaus schmerzhafte, über Stunden andauernde Entleibung. Doch auch dieses Experiment scheitert.

Fogga erteilt seinem Ziehvater den Rat, den Obersten Herrn davon zu überzeugen, daß dieses Unsterblichkeitsprojekt öffentlich gemacht werden muß, natürlich verpackt in eingängige Schlagworte wie Patriotismus und Friedenssicherung. Foggas Plan geht auf. Die Rede Wörguts im Rat von Ora wird größtenteils begeistert aufgenommen, abgesehen von den Anhängern Marturias. Dann erscheint erstmals seit Jahrzehnten Youlder im Rat. Als Diener des Volkes präsentiert er sich. Später sollen Argumente, Bestechungen oder Drohungen ihren Kollektorplänen, die für alle Oraccameo den Übertritt in eine unsterblichen Geistmacht zum Ziel haben, breite Zustimmung verleihen.

Es kommt der Tag, an dem Fogga, der sich insgeheim im Bewußtsein sonnt, alle Oraccameo manipulieren zu können, zugeben muß, daß es einen Besseren gibt. Youlder selbst hatte in den letzten Jahren eine völlig andere geheime Forschung, in die sogar der Ethik-Minister involviert ist, vorangetrieben und den Kalten Raum, ein verstecktes Miniaturuniversum, erzeugen lassen. Dort soll die Sternenflotte in Stasis überdauern und nur dann aktiviert werden, wenn das Projekt, gemeinsam die Unsterblichkeit in einem geistigen Superwesen zu erlangen, scheitern sollte. Während unvermittelt einige der geschlagen geglaubten Kuippri-Robotraumer angreifen, nutzt Fogga die Verwirrung. Drei der Falciden, von denen er einen neulich in der Ratsversammlung streichelte und dadurch Bio-Nanos auf das Tier übertrug, reagieren auf seine Aktivierungswörter und stehen nun unter seinem Befehl. Der lautet, Youlder, ihren Herrn, anzufallen und zu zerreißen. Sekunden später liegt die Leiche des Obersten vor ihnen.

Im Rat von Ora wird die Trauerfeier für den toten Tion Youlder ausgerichtet. Sein Leib wird enthäutet und, der Körper in ein Schauglas geschoben. Die Haut wird konserviert und von Meisterschneidern mit den Häuten seiner Vorgänger zusammengenäht.

Fogga will seinen Halter, dessen Trauerrede überzeugte, als Nachfolger Youlders plazieren. Nur einen Konkurrenten gibt es noch. Fogga sorgt dafür, daß man bei Ethik-Minister Marturia belastende Unterlagen findet. Nach dessen Verhaftung wird er bei einem Fluchtversuch erschossen.

Wörgut Gooswart wird der neue Oberste Herr aller Oraccameo. Er sorgt dafür, daß die Kuippri wirksam bekämpft werden. Besonders viele Abschüsse sind diesem renitenten Zasa-Piloten Ramoz zu verdanken. Der Herrscher veranlaßt dessen Reduktion in ein Luchsgeschöpf.

Fogga, der für den alternden Obersten immer unersetzlicher wird, kann in den nächsten zwei Jahrhunderten die Oraccameo der gesamten Galaxis Chalkada für ihre Unsterblichwerdung durch Umwandlung in ein von Güte und Reinheit durchdrungenes Geistwesen namens QIN SHI, Herr der Gesichter, begeistern. Für die immer weiter entwickelten Kollektoren wird ein ansprechender Name gefunden: Weltengeißel. In Almea, einem besonders hyperenergetisch aufgewühlten Teil Chalkadas, werden Hunderte dieser Kollektoren erstmals im großen Stil eingesetzt. Auf vier Planeten sterben Milliarden Wesen. Deren von Panik und Todesangst durchsetzten Bewußtseine werden gespeichert. Besonders neugierige Journalisten werden in diesem abgesperrten Raumsektor terminiert.

Die große Stunde naht. Die Bevölkerung Oras, ebenso wie der bereits im Sterben liegende Gooswart, wartet auf die von der Körperlichkeit erlösenden Strahlen durch die Weltengeißeln. In seiner letzten Minute offenbart sich Fogga triumphierend dem Obersten und gibt sich als Geschöpf der Kuippri und deren Robotwerks zu erkennen, als Feind, dem es gelungen ist, sämtliche Oraccameo aus der Galaxis zu tilgen - ausgenommen derjenigen, die die Sternenschiffe im Kalten Raum verstecken. Er weissagt dem Obersten, daß sein Aufgehen in das geistige Kollektiv sich ganz anders gestalten wird als gedacht. QIN SHI wird zu schwach zum Überleben als Superintelligenz sein. Foggas Mission ist erfüllt. Sein einst künstlich erzeugtes Leben endet abrupt.

Auch Gooswart stirbt, geht er mit den anderen Oraccameo im Bewußtseinspool QIN SHIS auf und setzt sich aufgrund seiner Fähigkeiten als Führer im Geistpool durch. Auch vier andere Entitäten vereinigen sich mit QIN SHI, lösen aber voller Entsetzen diese Verbindung. Die negative Superintelligenz zieht von da an allein durch die Galaxis, genährt durch Zuführung frischer Bewußtseine durch die totbringende Weltengeißel.

23. Dezember 2012