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BERICHT/079: Australien - Eine Familie nimmt Auszeit (welt der frau)


welt der frau 6/2009 - Die österreichische Frauenzeitschrift

Eine Familie nimmt Auszeit

Von Andrea Mann


Weg aus dem Alltag, den Stress hinter sich lassen und einfach Zeit für die Familie haben. Diese neun Wochen Auszeit gönnte sich "Welt der Frau"-Redakteurin Andrea Mann mit ihrer Familie an der Westküste Australiens.


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Auf dem 7,7 Millionen Quadratkilometer großen Kontinent Australien leben 18,7 Millionen EinwohnerInnen. Zum Vergleich: Die Europäische Union erstreckt sich über 4 Millionen Quadratkilometer und hat 493 Millionen EinwohnerInnen. Unsere Reise begann in Perth, führte an der Westküste entlang und endete in Darwin.


Wie in einem Endlosfilm zieht die australische Buschlandschaft am Fenster des Wohnmobils vorüber, Stundenlang ist nichts anderes zu sehen als dürre Büsche und eine Straße, die in den roten Sand gewalzt wurde. Das ständige Klirren des Geschirrs in den Laden ist bereits zur Gewohnheit geworden. Tapfer wird das fahrende Wohnzimmer über den Highway von Port Hedland Richtung Broome gelenkt. Nächstes Ziel: Eighty Mile Beach. "In etwa vier Stunden sind wir da", lässt der Lenker aus der Fahrerkabine verkünden. Im hinteren Teil des Wohnwagens herrscht Stille. Katharina (1) und Julian (4) machen nach dem fröhlichen Singen aller uns bekannten Kinderlieder ein kleines Schläfchen in ihren Kindersitzen. Obwohl die Distanzen von einem Campingplatz zum nächsten an der Westküste Australiens oft mehrere Hundert Kilometer betragen, genießen wir diese Auszeit.


Der perfekte Ort

Anfang April starten wir vom Flughafen in Wien über Singapur nach Perth. Unsere Wahl für diese Reise fiel auf die Westküste Australiens. Der perfekte Ort mit wenig Zivilisation. Das vom Kinderarzt abgesegnete Abenteuer beginnt mit dem Flug. Bestens ausgerüstet mit Babyflascherl, Kuscheltieren, Kinderbüchern, Spielzeug und speziell reserviertem Babybettchen wird der 20-Stunden-Flug gemeistert. In Perth angekommen, sind wir sofort von Down Under begeistert. Hektik kommt hier kaum auf, die weißen Kakadus fliegen einem um die Ohren und die Sterne am Himmel funkeln heller als in Europa.

In Perth gibt es nicht nur die Stadt zu erkunden, sondern auch ein Bootsausflug auf dem Swan River zum Hafen nach Fremantle lohnt sich. Hier entdeckt Julian erstmals "schwimmende Burger" im Wasser: Quallen, die uns in allen Varianten die gesamte Küste entlang begleiten.

Nach Übernahme des Wohnmobils, das die Kinder sofort ins Herz schließen, geht es zu den atemberaubenden Stränden südlich von Busselton. Daher werden die Kinder mit Schaufeln, Sonnenzelt, UV-Leibchen und Surfbrettern ausgestattet. Wie sich herausstellt, kann auch in Australien der Herbst sehr kühl und regnerisch sein. Also machen wir uns auf den Weg in den heißen Norden.


Jeden Tag ein neues Tier

Die Campingplätze sind für die Kinder ein Erlebnis für sich - meist ausgestattet mit tollen Pools. Die riesigen Gasgriller und die sanitären Anlagen sind durchwegs sauber, die Waschmaschinen immer top. Fast jeden Abend wird gegrillt und gemütlich vor dem Wohnmobil gespeist. Zudem gibt es jeden Tag ein neues Tier zu entdecken. Vor allem im Norden duschen wir mit grünen Fröschen an den Wänden, die uns bereits morgens aus der Toilette entgegenschauen. Dicke Kröten begleiten uns an den Wegen, meterlange Warane trotten beim Wohnmobil vorbei, Kängurus besuchen uns auch bei der Körperpflege und Papageienschwärme sind unsere Wecker. Auf jedem Campingplatz herrscht ab 22 Uhr strikte Nachtruhe.

Nächstes Ziel ist der Nambung-Nationalpark. Hier kämpft Julian gegen die meterhohen uralten Kalksteinsäulen, die in seiner Fantasie Aliens sind und in Wirklichkeit Pinnacles genannt werden. Weiter geht's in unserer mit Lebensmitteln voll gepackten "Rumpelkammer". Einkaufsmöglichkeiten sind nun sehr rar. Vorbei am Kalbarri-Nationalpark, der Shell Beach und Shark Bay erreichen wir Monkey Mia, wo in den Morgenstunden Delfine den TouristInnen um die Beine schwimmen. Auch wir machen uns auf den Weg zum Naturschauspiel, das für uns in einer kleinen Katastrophe enden soll. Da unsere kleinen Reisebegleiter hungrig sind, bekommt jeder von ihnen ein Stück Toast in die Hand und schon stehen wir zwischen den hundert anderen BesucherInnen im Wasser und warten auf die Delfine. Als sich diese nähern, will Julian die Meerestiere mit dem Toast füttern, was strengstens verboten ist. Diese suchen sofort das Weite. Unter strafenden Blicken der TouristInnen verlassen wir den Tatort und machen uns auf den Weg nach Coral Bay. Auf dieser Distanz müssen wir bei einer Art Tankstelle samt Stehplätzen - Roadhouse genannt - übernachten. Die einzige Möglichkeit, sich mit Lebensmitteln einzudecken und zu tanken. Das Örtchen Coral Bay besteht aus zwei Campingplätzen, einem Hotel und einem dünnen Strandstreifen. Hier liegt die Attraktion unter Wasser. Denn die Korallen des Ningaloo-Riffs reichen bis an den Strand. Die Kinder haben etwas anderes entdeckt - mit Begeisterung kugeln sie über die Sanddünen.


Türkises Meer mit Tücken

Als wir genug von Strand und Meer haben, machen wir einen Abstecher ins Landesinnere - zu den Eisenerzminen von Tom Price. Dieses Erlebnis mit riesigen Kippern und Baggern gehört ganz den Männern der Familie. Die Damen des Camperheims haben ein zutrauliches Känguru samt Baby im Beutel entdeckt, das sich streicheln und beobachten lässt. Wieder werden Hunderte von Kilometern zurückgelegt bis zur Eighty Mile Beach. Ab hier hat das türkisfarbene Meer neben Haien eine weitere Tücke - im Ozean tummeln sich Seewespen-Würfelquallen. Ein Kontakt mit deren Tentakeln kann zum Tod führen, daher herrscht striktes Badeverbot. Also wird am Strand bei brütender Hitze gespielt und geschwitzt. Abends bevölkern AnglerInnen den Strand und holen im Minutentakt kleine Haifische aus dem Meer. Nach dem Besuch der Perlenmetropole Broome, einem Flug in die Bungle-Bungle und einer Bootsfahrt in die Katherine Gorge erreichen wir nach tausenden Kilometern Asphalt den Kakadu-Nationalpark im Northern Territory. Hier gibt es immer wieder Möglichkeiten für Wanderungen zu wunderschönen Wasserfällen mit Naturpools, in denen gebadet werden kann - vorausgesetzt, sie sind nicht von Krokodilen besiedelt. Brütende Hitze und 80 Prozent Luftfeuchtigkeit lassen zum ersten Mal während der zwei Monate Heimweh aufkommen. Unser Lichtblick sind hier der Wangi Fall und der Florence Fall im Litchfield-Nationalpark, in deren Nass zusammen mit einigen Waranen geplanscht werden kann. Eine Wohltat nach 8.500 zurückgelegten Kilometern, die uns als Familie zusammengeschweißt haben.


Allgemeine Reise-Infos im Internet
auf www.australia.com/de oder www.australien-info.de

Buchtipps:
• Cathy Lanigan: "Travel with Children",
Lonely Planet, 288 Seiten
• Veronika Pavel: "Australien. Westen und Zentrum"
Reise-Know-How, 517 Seiten, 23,20 Euro


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Quelle:
welt der frau - Die österreichische Frauenzeitschrift,
Ausgabe 7-8/2009, Seite 44-45
mit freundlicher Genehmigung der Redaktion und der Autorin
Herausgeberin: Katholische Frauenbewegung Österreichs
Redaktion: Welt der Frau Verlags GmbH
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Die "welt der frau" erscheint monatlich.
Jahresabonnement: 33,- Euro (inkl. Mwst.)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Juli 2009