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KIRCHE/0022: Das Elend der Kathokoliken (Ingolf Bossenz)


Das Elend der Kathokoliken

Ingolf Bossenz über die klerikale Debatte um die »Pille danach«

19. Februar 2013



Die Tollheit, die Methode hat, wird oft nicht mehr als solche erkannt. Das ist vermutlich der Grund dafür, dass sich als seriös geltende Medien in bierernster Manier damit befassen, was eine dem realen Leben entfremdete Clique älterer und alter Männer sich anmaßt, Frauen vorzuschreiben, denen sexuelle Gewalt angetan wurde.

Welche Handlungen zölibatäre Prälaten in diesen Fällen für »legitim« halten, sollte in einem aufgeklärten Staatswesen eigentlich ähnlich bedeutsam sein wie der berühmte Umfall eines Reissacks in China. Leider zeigt aber die katholisch-klerikale Debatte um die »Pille danach«, welch irrwitzige Dimensionen die Rücksichtnahme auf mittelalterlich-menschenverachtende Positionen einer vom Steuerzahler ausgehaltenen (im doppelten Sinne) Priesterkaste bereits angenommen hat. Da wird vom »Kurswechsel« eines der unversöhnlichsten Kirchenfürsten gefaselt, nur weil der Mann sich irgendwo Bruchstücke gynäkologisch-kontrazeptiven Know-hows angelesen hat. Täglich durchforsten Exegeten die neuesten Kathokoliken, die religiösen Krämpfe Kardinal Meisners, um aus ihnen der Verhütungsweisheit letzten Schluss zu saugen. Zum Glück muss sich heute niemand mehr um Dünkel und Diktat bornierter Pfaffen scheren. Die meisten Frauen, auch katholisch gläubige, tun das auch nicht.

Aber solange der Ungeist, der in Bischofskonferenzen weht, öffentliche Einrichtungen wie Krankenhäuser vergiftet, ist Gefahr im Verzug. Nicht für das ungeborene, sondern für das selbstbestimmte Leben.

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Quelle:
Ingolf Bossenz, Februar 2013
Der Schattenblick veröffentlicht diesen Artikel mit der freundlichen
Genehmigung des Autors.
Erstveröffentlicht in Neues Deutschland vom 19.02.2013
http://www.neues-deutschland.de/artikel/813372.das-elend-der-kathokoliken.html


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Februar 2013