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ENTWICKLUNG/004: Renault mit vier E-Mobilen in Großserie (Irene Feldbauer)


Renault mit vier E-Mobilen in Großserie

Vorstellung auf der eCarTec in München

Von Irene Feldbauer, 24. Oktober 2011


In den kommenden zwölf Monaten wird Renault vier batteriebetriebene Elektrofahrzeuge in Großserienproduktion überführen. Der Kleintransporter Kangoo Z.E. kommt im November 2011 auf den deutschen Markt, die Limousine Fluence Z.E. im Februar 2012. Ihre Antriebskraft werden die Fahrzeuge aus Lithiumionen-Batterien beziehen, mit denen sie die gleichen Fahrleistungen wie vergleichbare Modelle mit 1,6-Liter-Benzinmotoren erreichen sollen. Das verkündete der französische Automobilhersteller auf der "eCarTec 2011", der internationalen Leitmesse für Elektromobilität(1), die vom 18. bis 20. Oktober 2011 auf dem Gelände der Neuen Messe in München stattfand. Auf dem Außengelände der eCarTec standen die Elektroautos Renault Kangoo Z.E.(2) und Fluence Z.E.(3) für Probefahrten bereit. Auf dem Stand in Halle A6 vermittelte ein Fahrsimulator weitere praxisorientierte Erfahrungen mit der Antriebstechnologie.

Die zum dritten Mal in München stattfindende Messe widmet sich Fragen der Entwicklung der Elektromobilität in der Automobilproduktion. Sie zeigte Elektrofahrzeuge, Speichertechnologien, Antriebs- und Motorentechnik und befasste sich zusätzlich mit den Themen Energie, Infrastruktur und Finanzierung. Die Besucher machten reichlich Gebrauch von der Möglichkeit, auf dem Testgelände die neuesten Elektrofahrzeuge zu testen und deren Technologie in Augenschein zu nehmen. Ein Kongress mit 150 Teilnehmern während der Messe bot deutschen und ausländischen Forschern, Konstrukteuren, Designern, Managern, Händlern, Fuhrpark-Verantwortlichen, aber auch zuständigen Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik Gelegenheit, sich zu informieren und einen regen Erfahrungsaustausch zu führen. Die Staatssekretärin im Bayerischen Wirtschaftsministerium, Katja Hessel, die den Kongress eröffnete, hob den tiefgreifenden Strukturwandel hervor, dem die Automobilindustrie durch die einsetzende Elektromobilität unterworfen wird, und verwies auf die zahlreichen zu lösenden Aufgaben.


Renault überspringt die "Hybrid"-Stufe

Neu war die Bekanntmachung von Renault, die E-Mobile in Serienfertigung zu nehmen. Gesehen hatten wir den Kangoo Z.E., die Fluence Z.E. zusammen mit dem Zweisitzer Twizy und der eleganten Zoe bereits auf der 64. IAA. Die Typenbezeichnung Z.E., die alle vier Versionen tragen, stellt sie als "Zero Emission" vor. Mit dieser Variante überspringt Renault die "Hybrid"-Stufe und widmet sich nach dem Motto "Elektroautos für alle" gleich dem reinen Strommobil. Da die Frankfurter Autoschau dieses Jahr das elektrisch angetriebene Auto zum Fahrzeug der Zukunft erklärt und in den Mittelpunkt gestellt hatte, bildete der entsprechend im Trend liegende Franzose mit seiner E-Mobilschau einen Anziehungsmagnet der Besucher.

Der Kleintransporter Kangoo ZE stand als weltweit einziger fahrbereiter Typ der E-Mobilität bereits zu Probefahrten zur Verfügung. Der vielseitig verwendbare Kleintransporter ist mit 3,95 Meter Länge und 1,80 Meter Breite geräumig und unterscheidet sich nicht vom konventionellen Serienmodell. Die Lithium-Batterien sind im Bodenbereich installiert, sodass im Innenraum kein Platz verloren geht. Wenn der Wagen in der Sonne steht und anfängt zu schwitzen, sorgen Ventilatoren für Kühlung, die von Solarzellen auf dem Wagendach gespeist werden.

Der "Tankverschluss", will heißen Ladeanschluss, befindet sich unter einer Klappe an der Fahrzeugfront. Das berücksichtigt, dass der E-Mobilfahrer ein Stromnetz frontal ansteuern wird. Wo andere Hersteller den Ladeanschluss am früheren Tankverschluss anbringen, werden mehrere Meter Kabel bis zur Ladesäule gebraucht. Beim Annähern an das Fahrzeug wird eine an der Fahrertür angebrachte Leiste beleuchtet. Sie zeigt, ähnlich wie bei einem Handy, den Ladestand der Batterie an. Der Fahrer wird dann auf seinem Platz im Wagen von einer weiteren Anzeige an der Armaturentafel ständig über den Stromverbrauch infomiert.

Nach Einschalten des Batterieantriebs legt der Fahrer ähnlich wie bei einer Automatikschaltung einen Schalthebel ein und fährt geräuschlos an. Auf das von vielen Autofahrern geschätzte Gefühl der Schaltung der Gänge muss allerdings verzichtet werden. Die Reichweite des Kangoo Z.E. wird mit 160 km angegeben.


Drei Aufladevarianten

Zum "Tanken" an der Steckdose gibt es drei Varianten. Mit der Standardladung an der normalen Haushaltssteckdose mit 220 Volt Spannung und zehn oder 16 Ampere Ladestrom ist eine vollständige Füllung der Batterien innerhalb von vier bis acht Stunden möglich. Alle vier E-Fahrzeuge werden aber auch als schnellladefähig ausgewiesen. Sie sollen in 20 bis 30 Minuten an einer 400 Volt Drei-Phasen-Kraftstromsteckdose mit 32 bis 63 Ampere rund 80 Prozent ihrer Kapazität aufnehmen können. Schließlich soll in naher Zukunft noch ein sogenanntes Quickdrop-System hinzukommen, das einen Batteriewechsel innerhalb von drei Minuten ermöglicht. Renault-Nissan haben dazu in Kooperation mit dem US-amerikanischen Konzern Better Place in Kalifornien entsprechende Stationen entwickelt, die weltweit installiert werden sollen. Hier erfolgt keine Ladung an der Steckdose, sondern die komplette Batterie wird ausgetauscht. Den Wechsel soll ein Roboter im Boden der Elektro-Tankstelle vornehmen. Das ganze befindet sich allerdings noch im Stadium der Erprobung. In Yokohama (Japan) wird derzeit ein Feldversuch durchgeführt. Zu allen Varianten fehlen Angaben zu den Kosten.

Die neue Stufenheck-Limousine Fluence, die auf der IAA Weltpremiere feierte, ordnet sich mit 4,62 m Länge zwischen die kompakte Schrägheck-Limousine Renault Megane (4,30 m) und die Mittelklasse-Limousine Laguna (4,70 m). Neben je zwei Benzin- und Dieselausführungen, die alle die Abgasnorm Euro 5. erfüllen, wird sie jetzt auch als E-Mobil hergestellt.

In der serienmäßigen Basisversion wird eine breite Palette moderner Fahrzeugausstattung geboten: Schleuderschutz mit elektronischem Stabilisierungsprogramm (ESP) und Antriebsschlupfregelung (ASR); ABS mit elektronischer Bremskraftverteilung (EBV); Bremsassistent mit automatischer Aktivierung der Warnblinkanlage bei Notbremsung; mit Frontairbags, Seitenairbags, durchgehenden Windowbags für vordere und hintere Sitzreihe insgesamt sechs Airbags; eine ISOFIX-Kindersitzbefestigung; Tempopilot mit Geschwindigkeitsbegrenzung; manuelle Klimaanlage; Nebelscheinwerfer; höhenverstellbarer Fahrersitz und Beifahrersitz; Fahrersitz mit Lendenwirbelstütze; asymmetrisch teilbare Rücksitzbank (im Verhältnis 1 : 2); elektrische Fensterheber vorne und hinten; MP3 CD Radio (4x15 Watt); elektrisch einstellbare Außenspiegel. Der Startpreis für die Basisversion soll bei 17.950 Euro liegen.

Zur gehobenen Ausstattung "Dynamique" gehören Extras wie eine 2-Zonen-Klimaautomatik, schlüsselloser Zugang mittels Startsystem Keycard Handsfree, eine hintere Einparkhilfe, 17-Zoll Leichtmetallräder und ein Lederlenkrad.


Erste serienmäßige Stufenheck-Limousine nur mit Elektromotor

Fluence Z.E. ist die weltweit erste serienmäßige Stufenheck-Limousine mit reinem Elektromotor. Um im Innenraum den Platz nicht einzuschränken, wurde der ZE um 13 cm verlängert, sodass die auswechselbare Batterie hinter den Rücksitzen untergebracht werden konnte. Der Motor leistet 70 kW (95 PS) und wiegt 160 kg. Die Lithium-Ionen-Batterie mit einer Kapazität von 22 kWh. wiegt 250 kg. Voll aufgeladen bringt sie den Wagen abhängig vom Fahrstil bis zu einer Reichweite von 160 km.

Nachdem der Verbrennungsmotor in über 100 Jahren der Automobilgeschichte deren tragende Kraft darstellte, beginnt mit der Elektromobilität eine weltweite technologische Zeitenwende des Verkehrs.

Frankreich ordnet diesem Prozess wie Deutschland entscheidende strategische Bedeutung in seiner Innovationstechnologie zu. Davon zeugte auch die jetzt angekündigte Einführung von gleich vier batteriebetriebenen Elektrofahrzeugen in Großserienproduktion. Das berücksichtigt, wie Staatssekretärin Katja Hesse, betonte, die absehbare Abnahme der Treibstoffressourcen und schränkt die Abhängigkeit vom Öl ein.


Renault-Nissan - Allianz "Für emissionsfreie Zukunft"

Die Technologien für elektrische Antriebe, Energiespeicher und Netzinfrastruktur sind in ihren Grundlagen entwickelt. Die dritte eCarTec verdeutlichte jedoch die enormen Aufgaben, die in Forschung, Entwicklung, Produktion und Vernetzung noch gelöst werden müssen. Nach Meinung von Experten hat die Münchener Messe dazu einen Beitrag geleistet. Sie demonstrierte auch, dass die Lösung dieser Aufgaben die Vertiefung der internationalen Zusammenarbeit der Auto-Unternehmen erfordert. Dem entspricht Renault durch die mit Nissan, Nummer eins der japanischen Autokonzerne in Europa, geschlossene Allianz "Für eine emissionsfreie Zukunft in Europa". Die Partner sind dabei, ein breites Netz weltweiter Zusammenarbeit mit "Zero-Emissions"-Fahrzeugen, auch auf der Ebene der Regierungen und von Stadtverwaltungen, zu gestalten. So wurden mit 21 Regierungen, Städten und anderen Organisationen Partnerschaften geschlossen, um die weltweite Entwicklung von Elektrofahrzeugen zu befördern, darunter in Japan, Dänemark, Portugal, Monaco, Großbritannien, Frankreich, Schweiz, Irland und China.


Fußnoten:
(1) http://www.auto.de/magazin/alternative_antriebe/elektro
(2) http://www.auto.de/magazin/automarken/renault/kangoo
(3) http://www.auto.de/magazin/automarken/renault/fluence


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Quelle:
© 2011 by Irene Feldbauer
Mit freundlicher Genehmigung der Autorin


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Oktober 2011