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ENTWICKLUNG/040: Bosch arbeitet am automatischen Fahren (Irene Feldbauer)


Bosch arbeitet am automatischen Fahren

Mit seiner Fahrerassistenz will er 2016 bereits eine Milliarde Euro umsetzen

von Irene Feldbauer, 14. Juli 2015


Die Mobility Solutions, größter Unternehmensbereich der Bosch-Gruppe, einem führenden Zulieferer der Automobilindustrie, ist dabei, das automatische Fahren Realität werden zu lassen. Nach einer Pressemitteilung vom Dienstag erzielt das Technologie- und Dienstleistungsunternehmen damit bereits heute beachtliche Erfolge. "Das automatisierte Fahren kommt über den boomenden Markt der Fahrerassistenz", erklärt Dr. Dirk Hoheisel, Mitglied der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH dazu. Der Umsatz von Bosch lege hier aktuell jährlich um ein Drittel zu. "2016 werden wir mit der Fahrerassistenz die Umsatzschwelle von einer Milliarde Euro erreichen", so Hoheisel weiter. Als Systemanbieter und einer der größten Automobilzulieferer weltweit profitiere Bosch hier insbesondere von seinem breiten Produktportfolio.


Schaubild mit drei Autobahnfahrspuren - Foto: Bosch

Automatisiertes Fahren bei Bosch
Fahrerassistenzsysteme sind der Grundstein für das automatisierte Fahren, das schrittweise kommt. Bosch hat bereits das hochautomatisierte Fahren im Blick, bei dem der Fahrer das Fahrzeug nicht mehr ständig überwachen muss. Mit dem Autobahnpiloten von Bosch fahren Autos 2020 automatisch von Auffahrt bis Abfahrt. Im Laufe des darauf-folgenden Jahrzehnts sind sie vollautomatisiert unterwegs und bewältigen alle Situationen während der gesamten Fahrt.
Foto: Bosch


Alles aus einer Hand

Wie kaum ein zweiter Automobilzulieferer beherrscht Bosch bereits alle benötigten Techniken für das automatisierte Fahren. Dazu gehören neben Antrieb, Bremse und Lenkung auch die Sensorik, die Navigation sowie die Vernetzung innerhalb und außerhalb des Autos. "Bosch entwickelt alles von der einzelnen Komponente bis zum Gesamtsystem", sagt Hoheisel. Großer Nachfrage erfreuten sich zum Beispiel die Sensoren von Bosch: Im vergangenen Jahr habe das Technologie- und Dienstleistungsunternehmen mehr als 50 Millionen Umfeldsensoren für die Fahrerassistenz ausgeliefert. Ein Rekord, der sich 2015 wie schon 2014 beim Absatz von Radar- und Videosensoren erneut verdoppeln werde. Bei Radarsensoren, wie sie zum Beispiel für die adaptive Abstands- und Geschwindigkeitsregelung (ACC) zum Einsatz kommen, ist Bosch, wie hervorgehoben wird, Weltmarktführer. Im kommenden Jahr soll der 10-millionste Radarsensor (77 GHz) vom Band laufen.


2.000 Entwickler arbeiten allein an der Fahrassistenz

An der Weiterentwicklung der Fahrerassistenz arbeiten bei Bosch inzwischen rund 2. 000 Entwickler - gut 700 mehr als noch vor zwei Jahren. Fahrerassistenzsysteme sind die Basis für das automatisierte Fahren und helfen Autofahrern schon heute beim Wechseln und Halten der Spur sowie beim Bremsen vor einem Hindernis. Und die Entwicklung gehe weiter: So setze ein europäischer Hersteller neben dem Ausweich- und Linksabbiege-Assistenten aktuell auch den Stauassistenten von Bosch in Serie ein. "Auf dem Weg hin zu selbstfahrenden Autos werden wir noch viele neue Assistenzsysteme auf den Markt bringen", kündigt Hoheisel an. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen fließen bei Bosch eins-zu-eins in die Entwicklung des automatisierten Fahrens und geben ihr einen Schub.


Fahrzeug mit Meßaufbau auf dem Dach - Foto: Bosch

Automatisiertes Fahren bei Bosch
Sowohl in den USA als auch in Deutschland testet Bosch seit Anfang 2013 das automatisierte Fahren mit Erprobungsfahrzeugen im öffentlichen Straßenverkehr. Mehrere tausend Testkilometer sind auf diese Weise schon zusammengekommen.
Foto: Bosch


In fünf Jahren sollen Autos bereits automatisch auf der Autobahn fahren

2020 sollen laut Bosch Autos bereits automatisch auf der Autobahn fahren. Das demonstrierten Bosch-Prototypen seit Anfang 2013 bereits auf der Autobahn A81 und der US-Interstate I280. Voraussetzung sei, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen mit den technischen Möglichkeiten Schritt halten. Dem stehe bislang etwa die Wiener Straßenverkehrskonvention von 1968 entgegen, nach der der Fahrer ständig die Kontrolle über sein Auto haben müsse, was hochautomatisiertes Fahren ausschließt. Anpassungen der nicht nur für Deutschland gültigen Rechtsgrundlage deuteten sich aber an: So sollen automatisierte Fahrfunktionen erlaubt werden, wenn der Fahrer sie aktiv übersteuern oder ausschalten kann. Eine entsprechende Überarbeitung der Regelung werde aktuell diskutiert, so die Pressemitteilung. Eine weitere Hürde stelle die Validierung dar. Zur Serienfreigabe eines Autopilot-Systems müssten nach gängigen Methoden mehrere Millionen Testkilometer absolviert werden. Auch hier arbeite Bosch an neuen Ansätzen.


Automatisiertes Fahren werde Sicherheit, Effizienz und Komfort steigern

Die Entwicklung des automatisierten Fahrens werde zur Erhöhung der Sicherheit im Straßenverkehr führen. Weltweit sterben jedes Jahr schätzungsweise 1,3 Millionen Menschen durch Verkehrsunfälle. In 90 Prozent der Fälle sei menschliches Fehlverhalten schuld. "Die richtige Unterstützung in kritischen Verkehrssituationen kann Leben retten", sagt Hoheisel. Laut Prognose der Bosch-Unfallforschung kann die zunehmende Automatisierung die Unfallzahlen weiter senken, allein in Deutschland um bis zu ein Drittel. Automatisiertes Fahren macht den Straßenverkehr aber nicht nur sicherer, sondern auch effizienter. So erhoffen sich US-Studien bei Autobahnfahrten dank vorausschauender Fahrstrategie Kraftstoffeinsparungen von bis zu 39 Prozent. Und ein Auto mit Autopilot erzeuge ein ganz neues Fahrerlebnis - es werde zum mobilen Zuhause.

Der Durchschnittsautofahrer wird ein wichtiges Detail in den hochinteressanten Informationen vermissen: Was wird das automatisch fahrende Auto kosten?

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Quelle:
© 2015 by Irene Feldbauer
Mit freundlicher Genehmigung der Autorin


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Juli 2015

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