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UNTERNEHMEN/019: Mercedes Benz und Renault Nissan produzieren gemeinsam Motoren in Nordamerika (Irene Feldbauer)


Mercedes Benz und Renault Nissan produzieren gemeinsam Motoren in Nordamerika

von Irene Feldbauer, 9. Januar 2012


Die Daimler-Tochter Mercedes Benz und Renault Nissan starten ein neues Gemeinschaftsprojekt und stellen künftig in den USA Mercedes-Benz Vierzylinder-Benzinmotoren her. Wie die Pressemitteilung aus Stuttgart und Paris meldet, werden beide Unternehmen ab 2014 in dem Powertrain-Werk von Nissan in Decherd, Tennessee, gemeinsam Mercedes-Benz Vierzylinder-Benzinmotoren produzieren, die sowohl in Modellen von Mercedes-Benz als auch von Infiniti zum Einsatz kommen. Der Ausstoß soll auf eine Kapazität von 250.000 Einheiten pro Jahr hochgefahren werden.


Meilenstein pragmatischer Zusammenarbeit

Carlos Ghosn, Vorstandsvorsitzender und Chief Executiv Officer der Renault-Nissan Allianz, nannte das Projekt den jüngsten "Meilenstein unserer pragmatischen Zusammenarbeit und unser bisher wichtigstes Projekt außerhalb Europas". Lokale Fertigungskapazitäten verringerten "das Risiko von Wechselkursschwankungen und ermöglichen gleichzeitig eine schnelle, positive Geschäftsentwicklung in Nordamerika - eine Win-Win-Situation für die Allianz und für Daimler."

Die Vereinbarung ist die Grundlage für die erste Motorenproduktion von Mercedes-Benz in den USA. Die strategische Lage und logistische Anbindung des Nissan-Werks in Decherd ermöglichten, wie betont wird, ab 2014 eine direkte Belieferung der Produktion der neuen Mercedes-Benz C-Klasse im Pkw-Werk in Tuscaloosa/Alabama mit Motoren.


Kooperations-Synergien werden optimal genutzt

Dr. Dieter Zetsche, Vorstandsvorsitzender der Daimler AG und Leiter Mercedes-Benz Cars, betonte: "Im Rahmen unserer Wachstumsstrategie Mercedes-Benz 2020 haben wir festgelegt, auch die dafür notwendigen Produktionskapazitäten kundennah auszubauen. Durch die strategische Erweiterung unserer Kooperation mit Renault-Nissan können wir eine marktnahe Motorenfertigung im NAFTA-Raum (1) wirtschaftlich attraktiv darstellen und Synergien der Kooperation optimal nutzen. Damit bauen wir unsere Fertigungsbasis in diesem wichtigen Wachstumsmarkt gezielt weiter aus."

Die Powertrain-Montage im Werk in Decherd hat Nissan im Jahr 1997 gestartet. Heute werden dort Vier-, Sechs- und Achtzylindermotoren für die komplette Produktpalette der in den USA produzierten Nissan und Infiniti Fahrzeuge hergestellt.

Darüber hinaus befinden sich im Werk eine Schmiede für Kurbelwellen sowie eine Gießerei für Zylinderblöcke. Im Jahr 2011 produzierte das Werk in Decherd mehr als 580.000 Motoren auf einer Fläche von 111.000 m².


Ausbau des Projektportfolio

Daimler und Renault-Nissan haben ihre strategische Zusammenarbeit im April 2010 begonnen. Diese schließt auch eine gegenseitige Kapitalbeteiligung ein: die Renault-Nissan Allianz hält einen Anteil von 3,1% an Daimler und die Daimler AG einen Anteil von 3,1% an Renault und 3,1% an Nissan. Die Pressemitteilung hebt den Beginn der Zusammenarbeit mit drei Projekten hervor:

- Gemeinsame smart/Twingo-Architektur: Das Projekt verläuft gemäß dem ursprünglichen Zeitplan. Zweisitzer-smart (Produktion bei smart in Hambach) und Viersitzer-smart und Renault (Produktion bei Renault in Novo Mesto) werden ab dem 1. Quartal 2014 verfügbar sein.

- Das neue Projekt für das Einstiegsmodell des City-Van für Mercedes-Benz ist gut unterwegs. Die Markteinführung ist ab Ende 2012 geplant.

- Die gegenseitige Belieferung von Antrieben und Antriebskomponenten verläuft planmäßig. Die Allianz wird Daimler mit kompakten Dreizylinder-Benzinmotoren für das Kleinwagen-Segment (smart, Twingo) sowie mit Vierzylinder-Dieselmotoren für die nächste Generation von Premium-Kompaktwagen von Mercedes-Benz und für das gemeinsam entwickelte leichte Nutzfahrzeug beliefern. Daimler wird Nissan und Infiniti mit Vierzylinder- und Sechszylinder-Benzin- und -Dieselmotoren aus dem aktuellen und zukünftigen Motorenportfolio sowie mit Automatikgetrieben beliefern.

Seit der Gründung der Kooperation im April 2010 wurde die Zusammenarbeit zudem schrittweise weiter ausgebaut. Zusätzlich zu der Bekanntgabe über die gemeinsame Motorenproduktion in Nordamerika hatten die Unternehmen bereits zuvor entschieden, auch in weiteren Punkten zusammenzuarbeiten:

- Gemeinsame Nutzung von Architekturen: Infiniti plant ab 2014 ein Premium-Kompaktfahrzeug auf der Basis der Mercedes-Benz Kompaktwagen-Architektur zu produzieren.

- Emissionsfreie Fahrzeuge: In den elektrischen Versionen von smart und Twingo kommen Daimler Batterien aus der Produktionsstätte in Kamenz sowie ein Elektromotor von Renault-Nissan zum Einsatz. Erste emissionsfreie Fahrzeuge aus dieser Kooperation wird es im Jahr 2014 geben.


(1) Nordamerikanisches Freihandelsabkommen


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Quelle:
© 2012 by Irene Feldbauer
Mit freundlicher Genehmigung der Autorin


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Januar 2012