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UNTERNEHMEN/069: Daimler bildet in China integrierte Pkw-Vertriebsgesellschaft (Irene Feldbauer)


Daimler bildet in China integrierte Pkw-Vertriebsgesellschaft

Weichenstellung für langfristiges und nachhaltiges Wachstum

von Irene Feldbauer, 17. Dezember 2012



Mit der Gründung einer Beijing Mercedes-Benz Sales Service Co., Ltd. wird Daimler künftig in China alle Vertriebsaktivitäten für importierte und lokal produzierte Mercedes-Benz Pkw unter einem Dach bündeln. Das neue Unternehmen ist ein 50:50 Joint Venture mit Daimlers strategischem Partner Beijing Automotive Group (BAIC). Die Pressemeldung aus Peking/Stuttgart vom Montag betont, dass Daimler damit im Wachstumsmarkt China einen entscheidenden Meilenstein erreicht habe. "China ist zentraler Baustein unserer Wachstumsstrategie Mercedes-Benz 2020", sagt Dr. Dieter Zetsche, Vorstandsvorsitzender der Daimler AG und Leiter Mercedes-Benz Cars. "Zur konsequenten Umsetzung unserer Wachstumsstrategie in diesem wichtigen Zukunftsmarkt haben wir ein zusätzliches Vorstandsressort unter der Leitung von Hubertus Troska eingerichtet. Mit Gründung der neuen Pkw-Vertriebsgesellschaft erhöhen wir nun auch die Schlagkraft unserer Vertriebsorganisation und stellen die Weichen für langfristiges und nachhaltiges Wachstum."

© Daimler AG

Dr. Dieter Zetsche (links), Vorsitzender des Vorstandes der Daimler AG und Leiter Mercedes-Benz Cars, zusammen mit Hubertus Troska (rechts), Vorstandsmitglied der Daimler AG seit 13. Dezember 2012 und in dieser Funktion verantwortlich für die China-Aktivitäten, und Ulrich Walker (Mitte), dem scheidenden Chairman und CEO von Daimler Northeast Asia.
© Daimler AG

Die neue Vertriebsgesellschaft Beijing Mercedes-Benz Sales Service Co., Ltd. vereint die Funktionen Sales & Marketing, Aftersales, Händlernetz-Ausbau, Gebrauchtwagen- und Flottengeschäft sowie Händler- und Werkstatttraining für Mercedes-Benz Pkw in China in einer integrierten Organisation. Bislang gab es zwei Vertriebskanäle: einen für importierte und einen für lokal produzierte Fahrzeuge. Bereits Mitte dieses Jahres hat Daimler seinen Anteil an der Importgesellschaft Mercedes-Benz (China) Ltd. von 51 auf 75 Prozent erhöht - ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur integrierten Vertriebsgesellschaft. Nicholas Speeks, seit 1. Dezember Präsident und CEO von Mercedes-Benz (China) Limited wird in der neuen Vertriebsgesellschaft den Posten des CEO übernehmen.


Ausbau von Produktportfolio und Vertriebsstützpunkten

2015 will Daimler in der Volksrepublik 300.000 Pkw verkaufen, rund Zwei Drittel davon aus lokaler Produktion. Bereits in diesem Jahr hat das Unternehmen unter dem Dach "China Sales Initiative 2015" wesentliche Maßnahmen für dieses Wachstum in China eingeleitet:

  • Anteilserhöhung bei Mercedes-Benz (China) Ltd. von 51 auf 75 Prozent
  • Markteinführung neuer Modelle, u.a. der in China beliebten B- und M-Klasse sowie volle Verfügbarkeit des lokal produzierten GLK
  • Ausbau des Händlernetzes auf über 220 Händlerbetriebe in rund 100 Städten
  • Aufbau der "Vertriebsregion West" mit Sitz in Chengdu/Sichuan, um den komplexen chinesischen Markt noch besser zu bearbeiten (Regionaler Aufbau ist mit bereits bestehenden Büros in Peking, Shanghai und Kanton nun komplett)
  • Ausbau der Finanzdienstleistungen um Leasingangebot im August 2012

Bis 2015 Einführung von 20 neuen und modellgepflegten Fahrzeugen in China

Mittelfristig wird das Produktportfolio von Mercedes-Benz kontinuierlich erweitert: Rund 20 neue und modellgepflegte Fahrzeuge werden allein bis 2015 in China eingeführt. Das Händlernetz soll jährlich um rund 50 neue Händlerbetriebe wachsen - insbesondere abseits der bekannten Mega-Städte.

Zudem läuft der Ausbau der lokalen Produktion: In einem neuen Motorenwerk wird ab 2013 die Fertigung von 4-Zylinder-Ottomotoren aufgenommen, die in lokal gefertigten Mercedes-Benz Pkw und Vans eingesetzt werden. Die bestehenden Kapazitäten für C-Klasse, GLK und die E-Klasse Langversion werden von derzeit gut 100.000 Fahrzeugen entsprechend der Marktnachfrage weiter ausgebaut und 2014 um die neue Generation von Mercedes-Benz Kompaktwagen erweitert. Dabei wird der stetige Ausbau des chinesischen Lieferantenstamms Kostenpotentiale heben.


China-spezifische Produkt- und Marktanforderungen

Auch in Forschung und Entwicklung nehmen chinesische Kunden eine immer wichtigere Rolle bei Daimler und Mercedes-Benz ein: Bereits heute sind chinesische Gruppen Teil der sogenannten Car Clinics, um frühzeitig ihre Rückmeldung in den Produktentstehungsprozess einfließen zu lassen. Als erster westlicher Premiumhersteller hat Mercedes-Benz 2011 in Peking ein eigenes Design Studio eingerichtet, um zukünftig noch dichter an den Mobilitätstrends der Zukunft zu sein. Lokale F&E Aktivitäten von Daimler und seinen Joint Ventures schaffen darüber hinaus die Voraussetzung, China-spezifische Produkt- und Marktanforderungen zukünftig noch besser in die Produktentstehung einfließen zu lassen.


Daimler Vorstandsposten "China"

Nicht nur beim Pkw-Absatz, auch auf Unternehmensebene hat China eine ganz besondere Bedeutung für Daimler: China hat sich zum weltweit größten Fahrzeugmarkt entwickelt. Kein anderer westlicher Hersteller ist bereits heute so komplett in China aufgestellt wie Daimler. Am 12. Dezember hat der Aufsichtsrat der Daimler AG Hubertus Troska zum Mitglied des Vorstands für das neu geschaffene Ressort "China" bestellt. Troska ist verantwortlich für alle strategischen und operativen Aktivitäten von Daimler in China. Durch den neuen Vorstandsposten "China" stellt das Unternehmen sicher, dass zukünftig alle Aspekte des dynamischen Marktes direkt im Unternehmensvorstand behandelt werden.


Daimler in China (ein Überblick)

Zu Daimler Northeast Asia mit Sitz in Peking gehören Mercedes-Benz (China) Ltd, Mercedes-Benz Auto Finance Ltd, Daimler Northeast Asia Parts Trading & Services Co., Ltd., die Joint Ventures Beijing Benz Automotive Co., Ltd. (BBAC), Beijing Foton Daimler Automotive Co., Ltd. (BFDA), Fujian Benz Automotive Corporation (FBAC), Shenzhen BYD Daimler New Technology Co. Ltd. (BDNT), sowie Vertriebsgesellschaften in Hongkong, Korea und Taiwan.

Die lokale Fertigung von Mercedes-Benz Pkw begann 2006 im 50:50 Joint Venture BBAC mit der Vorgängerbaureihe der E-Klasse; im Frühjahr 2008 lief als zweite Baureihe die C-Klasse an. Seit Mai 2010 fertigt BBAC die aktuelle E-Klasse in einer speziell für die Anforderungen des chinesischen Marktes zugeschnittenen Langversion. Im Dezember 2011 rollte der erste lokal produzierte GLK in Peking vom Band.

Vertriebsseitig ist Mercedes-Benz Cars mit dem vollen Produktportfolio in China vertreten. Im Gesamtjahr 2011 wurden knapp 200.000 Fahrzeuge verkauft, damit war China drittgrößter Absatzmarkt für Mercedes-Benz. Das Vertriebsnetz wird im laufenden Jahr um rund 50 neue Händler wachsen. Die Marke ist damit immer stärker auch außerhalb der Tier-1 Metropolen präsent.

Für Mercedes-Benz Lkw ist China bereits heute der fünftgrößte Absatzmarkt. Mit einem Marktanteil von über 50 Prozent im Premiumsegment sind Mercedes-Benz Lkw vor allem im schweren Einsatz Marktführer. Daneben erschließt Daimler mit einem Joint Venture mit dem chinesischen Lkw-Hersteller Foton-Motor das Volumensegment im weltgrößten Nutzfahrzeugmarkt. Seit Mitte 2012 laufen in Peking-Huairou auch die gemeinsam produzierten mittelschweren und schweren Lkw der Marke Auman vom Band.

Darüber hinaus fertigt Daimler im Joint Venture Fujian Benz Automotive Corporation seit April 2010 Mercedes-Benz Transporter für den chinesischen Markt.

Bereits seit 2009 bietet Daimler Financial Services über die Mercedes-Benz Auto Finance China Fahrzeugfinanzierung in China an. Daimler unterhält darüber hinaus gemeinsam mit BYD das im März 2011 offiziell genehmigte Joint Venture Shenzhen BYD Daimler New Technology Co. Ltd zur Entwicklung eines Elektrofahrzeugs für den chinesischen Markt.

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Quelle:
© 2012 by Irene Feldbauer
Mit freundlicher Genehmigung der Autorin


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Dezember 2012